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Dieses Thema hat 10 Antworten
und wurde 253 mal aufgerufen
 Flugsicherung
Andy Offline




Beiträge: 279
Punkte: 419

04.09.2017 21:50
OSP-48-Fernmarkierungspunkt Antworten

Andy schrieb:
Ich beginne einmal mit dem Fernmarkierungspunkt im System OSP 48 ... Dieser befindet sich im Abstand von 4000 +/- 200 m auf der verlängerten Achse der Start- und Landebahn zur Schwelle (Bahnende) entfernt. Je nach Geographie des Geländes z. B. Teiche, Ortschaften sind auch andere Abstände möglich. Bevorzugt wird dann ein größerer Abstand gewählt.

http://www.nachrichtenbetriebsamt.de/fmp.jpg

Quelle: Handbuch für Flugsicherungspersonal

In der Literatur bzw. Sprachgebrauch werden verschiedene Bezeichnungen gebraucht ...

Fernmarkierungspunkt ... abgekürzt FMP
russische Bezeichnung Дальняя приводная радиостанция с маркером - abgekürzt ДПРМ
im Sprachgebrauch wird oft kurz Дальняя gesagt

Das System OSP 48 wurde durch das System OSP 57 abgelöst. Da diese Ablösung nicht sofort erfolgte - sondern sukzessive - ist die Nutzung da und dort bis Ende der 50 / Anfang der 60 er möglich. Der Übergang von den 50 ern zu den 60 ern ist gleichzeitig durch die Einführung neuer Flugzeuggenerationen (damit verbundene Verlängerungen der SLB) und neuer Funktechnik gekennzeichnet. Deswegen kam es in dieser Zeit vielerorts zu Bautätigkeiten und auch zur Verlegung der Standorte der Funkfeuer.

Im Zeitalter des OSP 48 ist von der Nutzung mobiler Technik auszugehen. Diese wurde entweder frei auf dem Aufstellplatz oder in Erddeckungen entfaltet. Die Unterbringung des Bedien- und Wachpersonales erfolgte in Baracken, alten Eisenbahnwagen bzw. kleinen festen Gebäuden.
In dieser Zeit war nur die Hauptlanderichtung (HLR) ausgebaut. Drehte sich der Wind nun über längere Zeit, musste die Technik abgebaut werden und wurde in die Nebenlanderichtung verlegt. In der Regel war dort kaum bzw. keine vorbereitete Infrastruktur vorhanden.

Welche Technik befand sich auf dem FMP?

Wir finden dort ein ungerichtetes Funkfeuer. Ungerichtet weil die Antenne ein Runddiagramm hat, das heißt ihr Signal quasi kreisförmig und gleichmäßig in alle Richtungen abstrahlt. Abgestrahlt wird auf dem FMP der Hauptlanderichtung (HLR) der erste und letzte Buchstabe des Flugplatznamens in Form von Morsezeichen.

Flugplatzname Montur = MR

Verlegte das Funkfeuer in die Nebenlanderichtung wurde die Buchstaben gedreht ... das Funkfeuer strahlte dann RM ab

Im Flugzeug wird mit einem automatischen Funkkompass der Kurswinkel zum Funkfeuer angezeigt.

Verwendet wurde in in dieser Zeit:

In den Anfangsjahren erfolgte auch der Einsatz erbeuteter 2. Wk Technik. Z. B. von der Firma Lorenz mit verschiedenen Sendeleistungen. Hier ein Link zu dieser http://forum.valka.cz/viewtopic.php/t/81...-a-vysilac-100W

Ende der 40 er bis Ende der 50 war es das

Funkfeuer PAR-3 / Радиостанция ПАР-3

Basis Kfz SIL 151
Mast 17,5 m hoch
6 Strahler in 60°
6 Gegengewichte in 1 m Höhe über den Boden gespannt
Herstellung verm. bis Ende 50 er
Aufbauplatz rechnerich etwa 50x50 oder 60x60 m

PAR-3 und PAR-3B 250-750 kHz bzw. PAR-3BR Bereich 250-1300 kHz

http://www.nachrichtenbetriebsamt.de/val...t_m_p_dorys.JPG

http://www.nachrichtenbetriebsamt.de/t_valka.jpg

http://www.nachrichtenbetriebsamt.de/N_PAR-3.JPG

Abgelöst wurde die PAR 3 Ende der 50 er von der PAR 7 und PAR 8. Das fällt aber schon eher in das folgende Landesystem OSP 57 und ich gehe dort darauf ein.

Weiterhin wird in dieser Zeit noch von der Funkstation Р-817 / ДB-250 (Leistung 200-250 W, Frequenzbereich 150-600 khz) gesprochen. Die Antenne war eine Langdraht T-Antenne und der Aufbauplatz betrug 100x100 m.
Die verwendete Antenne, Leistungsdaten und vorallem die Bezeichnung ДB-250, lassen auf einen Vorgänger der Ende der 50 er eingeführten PAR 8 schließen. Deren Sender hatte den Namen CB-250.

Zum Funkfeuerkomplex gehört noch ein Marker. Der Marker strahlt elektromagnetische Wellen (Frequenz 75 MHz) senkrecht nach oben ab. Die Antennenkeule hat eine Breite von etwa 500 m und eine Tiefe von etwa 150 m
Beim Durchflug des Signals werden in der Kabine entsprechende Signallampen angesteuert und ein akustisches Signal ertönt in den Kopfhörern (Am Standort Fernfunkfeuer 2 Striche/Sekunde; Am Standort Nahfunkfeuer 6 Punkte/Sekunde). Gleichzeitig bewirken die Signale des Markierungssenders des Fernfunkfeuers, dass der automatische Funkkompass (ARK) auf die Frequenz des Nahfunkfeuers umschaltet, wenn das Fahrwerk ausgefahren ist (Absicherung für Piloten!).

Verwendet wurde der Marker MRM 48 (Mаркерный Pадио Mаяк MPM-48)

Produktion 40 er bis vermutlich Ende 70 er
Größe der Antenne 6,15 m x 4,1 m

Sender MRM - 48
http://www.nachrichtenbetriebsamt.de/0782_p_MRM-48.jpg

Reflektorblech mit Antennendipol
http://www.nachrichtenbetriebsamt.de/0784_p_MRM-48_ant..jpg

Antenne in Marschlage auf dem Dach der PAR 3
http://www.nachrichtenbetriebsamt.de/MRM...S-151_PAR-3.JPG

Bildquelle: http://de.valka.cz/viewtopic.php/t/63678

Ernst Offline



Beiträge: 46
Punkte: 66

04.09.2017 21:55
#2 RE: OSP-48-Fernmarkierungspunkt Antworten

Die Zahl 48 und 57 = Baujahr/Jahr der Einführung ?
Davor gab es nur Sichtflug sicher.

Andy Offline




Beiträge: 279
Punkte: 419

04.09.2017 21:57
#3 RE: OSP-48-Fernmarkierungspunkt Antworten

@Andy schrieb:
48 und 57 sind das Jahr der Einführung der Landesysteme.

Die Entwicklung von Landesystemen bzw. Funkfeuern begann in der Sowjetunion aber schon in den 20 und 30 er Jahren. Ebenso von Funkpeilern ...
Der Flug nach Sicht bzw. die Mithilfe des Bordnavigators spielte natürlich in dieser Zeit eine große Rolle.

Etwas zur Entwicklung kannst du unter http://www.nva-flieger.de/tl/index.php/t...su-funknav.html nachlesen.

Andy Offline




Beiträge: 279
Punkte: 419

04.09.2017 21:59
#4 RE: OSP-48-Fernmarkierungspunkt Antworten

Andy schrieb:
Das die Punkte nicht vorbereitet waren ist so zu verstehen, das dort keine Umzäunung etc. war. In den Karten werden die Stellen schon garantiert verzeichnet gewesen sein. Ich denke auch das schon Markierungen ausgebracht waren. Jedenfalls bei Plätzen die ständig basiert gewesen sind.

Ich kann mich noch an einen alten sowjetischen Ausbildungsfilm (aus den 50/60 ern) erinnern ... Beziehen eines Feldflugplatzes ... diesen wurde bei uns in der Dienststelle ab und zu mal vorgeführt. Vorher wurde dort ein Erkundungsteam hingeschickt welches auch die notwendigen Vermessungen und Markierungen vornahm.

Paulus Offline



Beiträge: 49
Punkte: 73

04.09.2017 22:00
#5 RE: OSP-48-Fernmarkierungspunkt Antworten

@FF02 schrieb:
was die Standorte in der NLR angeht, so waren das schon definierte Plätze, bezüglich der Lage zur SLB. Allerdings gab es bis Ende der 1970er Jahre dort meist keine "Infrastruktur" (Gebäude, Strom- und Kommunikationsanschlüsse).
Im Bedarfsfall einer Entfaltung war eben nur Mobiltechnik im Einsatz.



also die Karten, die damals benutzt wurden, waren schon recht genau (waren nicht umsonst als VVS eingestuft), so daß derartige "Überraschungen" höchst selten gewesen sein düften.
Es gab zwar die Entfernungs-Toleranzgrenzen im Rahmen des OSP-Schemas, aber darüber hinaus noch andere Kriterien bezüglich des Standortes. Alles hat bestimmt nie gepasst.....
Die Navigation - NUR - mit Funkfeuern (gab es die eigentlich damals?) ist ja nun wirklich kein Präzisionsanflug. Wichtig war doch, daß der Pilot den aktivierten Platz fand und nach Überflug des Ansteuerungsfunkfeuers/Markers, auf Landekurs gehen konnte.
Auch wenn der Standort nicht 100%ig akkurat laut Schema war - wissen mußte es der Pilot nur!
Der Endanflug geschah dann eh nur visuell....

Andy Offline




Beiträge: 279
Punkte: 419

04.09.2017 22:02
#6 RE: OSP-48-Fernmarkierungspunkt Antworten

Andy schrieb:

@FF02 Genau - so verbissen war es nun wirklich nicht ... wichtig war das der Pilot den Platz irgendwie in Sicht bekommt ... da haben gewisse Toleranzen eigentlich keine Rolle gespielt. Der Anflug mittels ungerichtetem Funkfeuer ist sowieso sehr fehlerbehaftet.

Funkfeuer02 Offline




Beiträge: 23
Punkte: 39

05.09.2017 13:21
#7 RE: OSP-48-Fernmarkierungspunkt Antworten

Hallo zusammen,

noch ein paar Worte zu den Landesystemen.
Das OSP-48 war das erste Landesystem, welches an den wichtigsten Flugplätzen der Luftstreitkräfte des Warschauer Vertrages - als "Standard" (für die Hauptlanderichtung) installiert wurde.
Die Grundelemente, wie Peiler, 2 x Funkfeuer und Codeleuchtfeuer, waren bereits beim OSP-48 enthalten.

In der Praxis zeigte sich aber, das bei schwierigen Wetterbedingungen, sowie in der Nacht, das System unzureichend war.
Aus diesem Grunde, erfolgte im Jahre 1957 eine Erweiterung - speziell der lichttechnischen Mittel - zum OSP-57. Die oben erwähnten Komponenten blieben prinzipiell unverändert.
In nachfolgend benannter Quelle findet sich auch eine Grafik des OSP-57

Quelle: "Schulungsheft 2 zur Unterstützung der fliegerischen Ausbildung" herausgegeben vom Kommando der LSK/LV, Februar 1959 (Seite 31-36)




Bild entfernt (keine Rechte)

Gruß FF02

Funkfeuer02 Offline




Beiträge: 23
Punkte: 39

05.09.2017 22:11
#8 RE: OSP-48-Fernmarkierungspunkt Antworten

Zitat von Andy im Beitrag #1
Andy schrieb:
Ich beginne einmal mit dem Fernmarkierungspunkt im System OSP 48 ...
Wir finden dort ein ungerichtetes Funkfeuer. Ungerichtet weil die Antenne ein Runddiagramm hat, das heißt ihr Signal quasi kreisförmig und gleichmäßig in alle Richtungen abstrahlt. Abgestrahlt wird auf dem FMP der Hauptlanderichtung (HLR) der erste und letzte Buchstabe des Flugplatznamens in Form von Morsezeichen.

Flugplatzname Montur = MR


Nachdem Andy in seinem Beitrag schon bei "MONTUR" hängen geblieben ist, laßt uns doch mal etwas mehr über dieses Funkfeuer in Erfahrung bringen.
"Montur" mit der Kennung MR war das Fernfunkfeuer des Flugplatzes Cottbus in der Hauptlanderichtung und später als Zonenfunkfeuer im 24h Betrieb. Ist schon skuril, denn ich selber habe die Anlage damals, Mitte der 1970er Jahre, nach dem Flugdienst - nach Rücksprache mit dem diensthabenden Flugleiter -abschalten lassen.

Was nie wirklich geklärt wurde, ist der genaue Standort dieser Anlage.
Damals hieß es nur, das Funkfeuer am Hammergraben.
Aber der Bereich um den Hammergraben ist groß.
Auch Insider (mit denen ich gesprochen habe) und die an diesem Punkt mal gedient haben, sind überfordert und verlegen den Standort in Bereiche, wo heute nur Eigenheimparzellen stehen.

Wer kennt den genauen Standort des Fernmarkierungspunktes von Cottbus (Hauptlanderichtung)?

Gruß FF02

Funkfeuer02 Offline




Beiträge: 23
Punkte: 39

06.09.2017 10:47
#9 RE: OSP-48-Fernmarkierungspunkt Antworten

... um das Thema zu unterstützen, möchte ich noch drei Grafiken anhängen

Bild 1 (generiert mit Google Earth) zeigt den Standort - wo ich ihn vermute
Bilder 2 und 3 stammen von der Webseite © 2016 www.sachsenschiene.net

"Funkfeuer am Hammergraben" - allerdings ist das Gewässer links von der markierten Parzelle (in Bild 1) die Spree.

Der Hammergraben liegt südlicher...


Bild entfernt (keine Rechte)Bild entfernt (keine Rechte)Bild entfernt (keine Rechte)

Gruß FF02

Beule Offline



Beiträge: 51
Punkte: 79

06.09.2017 21:03
#10 RE: OSP-48-Fernmarkierungspunkt Antworten

Auf alle Fälle ist dort eine Art milit. Zaun und der Erdhügel zu sehen. Was könnte sonst dort gewesen sein ?

Funkfeuer02 Offline




Beiträge: 23
Punkte: 39

07.09.2017 20:38
#11 RE: OSP-48-Fernmarkierungspunkt Antworten

Zitat von Beule im Beitrag #10
Auf alle Fälle ist dort eine Art milit. Zaun und der Erdhügel zu sehen....


ja, das ist schon richtig.
Die Bilder 2 und 3 sollen ja auch die ehemalige Parzelle des Fernfunkfeuers zeigen.

Meine Frage bezieht sich deshalb mehr auf den Standort, wo diese Bilder aufgenommen wurden....

Gruß FF02

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